Niadra, Chaia, Eldamar
Versteckt im massiven Leib des Braunen Berges, tief unter Schnee und Zeit, liegt ein Ort von seltener Anmut – der Höhlenpalast. Man sagt, er gehöre dem Schöpfer selbst, und wer ihn betritt, versteht sofort, warum. Gebaut von den Zwergen mit der Geduld und Präzision, für die sie seit jeher bekannt sind, wurde dieser Palast jedoch nicht für sie selbst errichtet. Alles an ihm ist groß, einladend, weit – geschaffen für Wesen, deren Schritte länger und deren Herzen weicher sind.
Der Zugang ist verborgen, wie es sich für einen solchen Ort gehört. Wer ihn sucht, kann über einen geheimen Pfad durch den Berg selbst gelangen, durch Gänge, die sich wie Wurzeln durch das Gestein ziehen. Oder aber man nähert sich von außen, über einen stillen, klaren See. Ein Boot bringt jene hinüber, die eingeladen sind, und gleitet durch Nebel und Spiegelungen in das Halbdunkel eines verborgenen Eingangs. Dort öffnet sich der Fels, nicht schroff, sondern wie eine Tür, die weiß, wann sie sich öffnen soll.
Der Palast wurde direkt in das Gestein des Braunen Berges gehauen – ein Gestein von satter Tiefe, braun mit schwarzen Einschlüssen, als hätte der Berg selbst Erinnerung bewahrt. Die Wände sind glatt, aber nicht kalt. Sie atmen eine Wärme aus, die von mehr kommt als nur dem Feuer. Hier wurde mit Bedacht gearbeitet, mit Hingabe und einem Sinn für Schönheit, der in jedem Stein, jedem Bogen, jeder Schwelle sichtbar ist.
Innen entfaltet sich ein Reich von beinahe häuslicher Majestät. Große Hallen öffnen sich in sanften Übergängen zu Nischen, Kammern und stillen Gärten im Fels. Überall liegen Felle – weich, warm, einladend. Die Möbel sind gepolstert, farbig, von Hand gefertigt, mit Liebe und mit Sinn für das Verspielte. Der Schöpfer kommt oft hierher, nicht um zu herrschen, sondern um zu verweilen. Er liebt die Gemütlichkeit, das Lachen am Spieltisch, die Kartenrunden, das Knistern der Feuerstellen.
Das Licht ist sanft und dennoch hell genug, um die Dunkelheit der Tiefe zu vergessen. Magische Lampen hängen von den Decken, in Form von Kristallen, die wie gefangenes Morgenlicht strahlen. Fenster aus besonderen Steinen fangen das Sonnenlicht ein und schicken es in die Höhlen, als wäre es nie fern. Das Spiel von Schatten und Glanz ist lebendig – es tanzt mit den Stimmen, die sich im Palast verlieren, und mit den Gedanken, die hier zur Ruhe kommen.
Der Palast ist nicht verlassen. Er wird gepflegt, bewacht und bewohnt von Menschen, die zugleich Schüler sind – Schüler der Schule des Glücks. Sie lernen, was es heißt, wahrhaft zu leben: in Schönheit, in Gemeinschaft, in Einklang mit dem, was größer ist als sie selbst. Und sie dienen nicht aus Pflicht, sondern aus Freude, denn jeder Raum, jede Geste, jedes aufgeschlagene Buch ist Teil ihres Weges. Der Höhlenpalast ist ihre Heimat und ihr Spiegel zugleich.
In den tieferen Ebenen fließt ein unterirdischer Fluss, klar wie Gedanken im Traum. Sein Rauschen begleitet die Räume wie eine Erinnerung an die Welt außerhalb. Man kann in ihm baden, sich treiben lassen, oder einfach seinem Klang lauschen. Der Spa, der sich in einem der großen Hallenräume befindet, ist ein Ort der Erneuerung. Hier mischt sich Wärme mit Wasser, Dampf mit Duft, und das Herz wird leicht wie ein Lied.
Es ist ein stiller Ort, und doch voller Leben. Kein Prunk, sondern Anmut. Keine Kälte, sondern Vertrautheit. Der Höhlenpalast ist kein Bauwerk – er ist eine Geste. Eine Einladung des Schöpfers an jene, die wissen, dass Glück mehr ist als ein flüchtiger Gedanke. Er ist ein Ort, an dem das Leben selbst innezuhalten scheint, nur um zuzuhören. Und wer einmal dort war, trägt seine Wärme für immer in sich.

 
         
         
         
         
         
        